Großkonzerne investieren Milliarden in den Markt für Hauselektronik. Allen voran der Big-Data-Gigant Google. Den Verbrauchern wird mehr Komfort versprochen.
Doch gleichzeitig kann schon bald das Freizeitverhalten der Menschen lückenlos ausspioniert werden – von Unternehmen wie Google und den Behörden. Und von Ganoven.
Einbrecher kommen künftig wohl nicht mehr mit Stemmeisen und Glasschneider, sondern mit Tabletcomputer und Smartphone, mit denen sie sich aus sicherer Entfernung Zutritt zu Wohnungen und Häusern verschaffen. Die sogenannte smarte Hauselektronik, wie sie gerade wieder auf der Computermesse CeBIT gefeiert wurde, erleichtert virtuellen Einbrechern das kriminelle Geschäft.
Dabei soll das vernetzte und ferngesteuerte Haus den Bewohnern vor allem Komfort bieten. Und in der Tat klingt es überzeugend: Die elektronische Klimakontrolle teilt der Jalousiensteuerung und der Heizanlage mit, wann der Sonnenschutz heruntergefahren oder die Heizung aufgedreht werden muss.
Es geht um Geld und um Überwachung
Per Smartphone oder Tablet kann auch von unterwegs die Wohnung optimal geheizt oder gekühlt werden. Moderne Stromzähler und die Solaranlage auf dem Dach des Hauses sind so miteinander vernetzt, dass in Echtzeit errechnet wird, wie viel Energie das Haus gerade benötigt und wie viel zusätzlich vom regionalen Energieversorger zugekauft werden muss.
Smarte Hauselektronik
verspricht den Anbietern in den nächsten Jahren satte Gewinne. Dass diese Technik auch erhebliche Risiken birgt, hat man bisher weitgehend ausgeblendet, obwohl es an Warnungen nicht fehlte. Im Mai 2013 zum Beispiel drangen Hacker ausgerechnet in die Heizungssteuerung einer hessischen Justizvollzugsanstalt ein – dieses Mal also kein Ausbruch, sondern ein virtueller Einbruch.
Die Hacker aber führten nichts Übles im Schilde, sondern wollten lediglich auf erhebliche Sicherheitslücken hin-weisen. Wenn es schon möglich ist, in die Heizungssteuerung einer JVA einzudringen,
dann dürfte es auch kein Problem sein, die Elektronik eines Einfamilienhauses zu überlisten. Die potenziellen Gefahren beschrieb vor Kurzem der Netzexperte Sascha Ludwig.
Wer die Software der Heizungssteuerung knacke, könne zum Beispiel das Gas einschalten, aber den entsprechenden Zündmechanismus vorübergehend deaktivieren.
»Und dann macht man nach einer Stunde mal kurz den Zündmechanismus an.
Die Folge wäre eine gewaltige Explosion.« Erst jetzt beginnen Experten, Sicherheitsverfahren zu entwickeln, um solche Attacken zu verhindern. Aber auch konventionelle Einbrecher können sich die neue Technik zunutze machen. Sie müssen hierfür nur das Kennwort ausspionieren, mit dessen Hilfe der Bewohner der jeweiligen Immobilie seine Hauselektronik fernsteuert. Haben die Kriminellen erst einmal Zugriff auf das Stromnetz, dann können sie zum Beispiel bequem die Rollläden öffnen.
Doch nicht nur raffinierte Ganoven setzen auf den dynamisch wachsenden Haustechnikmarkt. Manche Konzerne sehen offenbar eine große Chance, mithilfe dieser Technik die individuellen Gewohnheiten der Menschen auszuspionieren. Selbst in den eigenen vier Wänden dürfte man künftig nicht
mehr vor der Schnüffel- und Sammelgier der Big-Data-Konzerne sicher sein. Allen voran – Google. Der Internetkonzern kaufte vor Kurzem das noch recht junge US-ame-rikanische Unternehmen Nest Labs. Immerhin 3,2 Milliarden Dollar (2,3 Milliarden Euro) war das noch eher mittelständisch geprägte Unternehmen den Google-Managern wert.
Hat dies auf Haunebu7's Blog rebloggt.